Positions- und Fahnenarbeit

Die Positionsarbeit ist die Basis für jedes Training mit dem Partner Pferd. Zwischen Pferden, aber auch in der Interaktion mit dem Menschen, geht es immer um die Frage: "Wer bewegt wen?" Die Antwort auf diese Frage regelt den Rang und den Status zwischen den Individuen. 
Mit der Positionsarbeit legen wir den Grundstein für eine solide und vertrauensvolle Beziehung zwischen uns und unserem Pferd. Indem wir darauf achten, unser Pferd zu bewegen, arbeiten wir an unserer Führungskompetenz. Hat das Pferd erstmal verstanden, dass es sich unserer Führung anvertrauen kann, wird es auch willig folgen. Es geht hier also nicht um Dominanz, sondern um "Leadership".

Die Fahnenarbeit nach Michael Geitner ist nicht nur eine sinnvolle Ergänzug zur Positionsarbeit, um die Kopfgelenke des Pferdes zu lockern und die Koordination von Pferd und Mensch zu verbessern. Die optische Funktion der Fahne unterstützt das Pferd in seiner Konzentrationsfähigkeit. Das Pferd kann nur in einem relativ kleinen Blickfeld binokular (also mit beiden Augen gleichzeitig) und dreidimensional sehen. Aufgrund der seitlichen Anordnung der Augen am Pferdeschädel seken Pferde auf der rechten und linken Seite nur monokular (nur mit einem Auge); direkt frontal vor dem Schädel hat es einen blinden Fleck. Durch die Bewegung der Fahne zwischen monokularem und binokularen Gesichtsfeld über den blinden Fleck - und das in Bewegung - erhält das Pferd komplexe Aufmerksamkeitsreize, was ein hohes Maß an Konzentration und Koordination fordert. 
Gerade ängstliche oder schreckhafte Pferde profitieren von dieser Arbeit, da die Angstzentren im Gehirn beruhigt werden und das Gehirn Umwelteinflüsse besser verarbeiten kann. Die Fahnenarbeit eignet sich daher, Hängerfahrten, Tierarzt- oder Schmiedbesuche oder alltägliche Dinge wie das Einsprühen mit Fliegenschutzmittel oder Duschen für das Pferd stressfreier und angenehmer zu gestalten.